Gerald Czech nimmt in seinem Blog redcross sociologist Bezug auf meinen Beitrag ‘Nonprofits und Web 2.0’. Er weist daraufhin, dass ein Großteil der Klientel von Nonprofit-Organisationen von der neuen Social Software nicht ereicht wird, weil alte Menschen, Arme, gering Gebildete nicht im Netz sind oder sich zumindest nicht mit Blogs, Podcasts etc. auskennen.
Er befüchtet, das Web 2.0 könne die soziale Segregation noch befördern. Diese Befürchtung ist absolut gerechtfertigt und treibt mich selbst um. Nur die Schlussfolgerung kann nicht heißen: lassen wir die neue Technik und die neuen Medien! Das wäre genauso, als würde man Opernhäuser und Theater schliessen, weil manche Schichten dort nicht vertreten sind. Sondern die Forderung muss heißen: Bildung und Web 2.0 für alle! Was wir brauchen ist eine Bildungsoffensive, die alle Menschen erreicht und mitnimmt. Die Grundidee hinter Web 2.0 ist ja: Bildung und Partizipation für alle und nicht nur für eine kleine Gruppe von Eingeweihten.
Wir stehen erst am Anfang der Entwicklung, deshalb müssen Nonprofits auch zweigleisig arbeiten: Social Software integrieren, um neue Gruppen anzusprechen und gleichzeitig weiterhin Broschüren drucken für die Leute, die nicht im Netz sind. Im übrigen müsste es gerade auch die Aufgabe von gemeinnützigen Organisationen sein, ihre eigene Klientel im Umgang mit den neuen Medien zu schulen, das würde ihrer Vermittlungs- und Integrationsfunktion entsprechen. Keine Organisation im Nonprofit-Bereich sollte nur sozialer Dienstleister sein, jede sollte auch emanzipatorische Aufgaben wahrnehmen.
Eine sehr interessante Überlegung und eine mutige Schlussfolgerung! Aber sind Nonprofit-Organisationen schon fit in Sachen Web 2.0?
Mein Eindruck ist vielmehr, dass man sich da nicht wirklich zuständig fühlt. Zudem wird bisweilen das Web wohl auch ein bisschen belächelt, weil soziale Einrichtungen sich ja “um den Menschen persönlich” bemühen und man Computer und Internet nicht als Bindeglied, sondern eher als (lästiges) Hindernis betrachtet.