Vielleicht bewirkt der Fall Unicef eine Wende im Nonprofit-Sektor. Er zeigt, dass sich Intransparenz, Verdecken und Abstreiten nicht auszahlen. Früher oder später kommen die kritischen Dinge doch an die Öffentlichkeit. Der Schaden ist dann um so größer. Die Druckausgabe der Stuttgarter Zeitung zitiert heute eine Umfrage, nach der jeder vierte in Deutschland von der Unicef-Affäre verunsichert ist und weniger Geld spenden möchte. Die Schäden inbesondere für Entwicklungshilfeträger sind noch nicht absehbar. Möglicherweise verändern Spender ihre Strategie und unterstützen eher Projekte im Nahbereich. Gewinner der Affäre könnten bürgerschaftliche Initiativen ohne Verwaltungsapparat sein, die mit ihrem Namen dafür einstehen, dass Spenden zu 100% bei den Adressaten ankommen.
Professionelle Nonprofit-Organisationen haben sich dieses Misstrauen der Öffentlichkeit selbst zuzuschreiben. Seit Jahrzehnten und auch noch heute ähneln die meisten dieser Organisationen einer Black Box, – keiner weiß so genau, was sich in ihrem Innern abspielt. Verantwortlich hierfür ist die defensive Haltung der gemeinnützigen Träger: man versteckt sich eher vor den Stakeholdern als dass man sie offensiv umarmen würde.
Der Dialog mit den Spendern findet nicht auf Augenhöhe statt. Sonst müsste man den Einsatz von professionellen Fundraisern, der zwischenzeitlich zur Normalität gehört (vgl. den Artikel in der Wirtschaftswoche), nicht verbergen, sondern würde ihn öffentlich machen und es dem Urteil des Spenders überlassen, ob er eine Spende unter diesen Bedingungen tätigen möchte. Dem Spender wird diese Chance aber nicht eingeräumt.
Vielleicht ist das Expertentum in den Nonprofits verantwortlich dafür, dass Spender zwar gern gesehene Ressourcenbeschaffer sind, aber als inhaltliche Gesprächspartner nicht ernst genommen werden. Das hierarchische Gefälle zwischen Experten und Laien ist im Sozialsektor meines Erachtens stark ausgeprägt und Ursache dafür, dass Nonprofits in ihrer Innovationsfähigkeit und ihrem Vernetzungsgrad weit hinter dem zurückbleiben, was möglich wäre.
Dem stimme ich voll zu. In der Konsequenz schneiden sich die Nonprofits mit ihrem “Expertentum” ins eigene Fleisch. Ein Sonderfall stellen zudem die Kirchen mit ihren geweihten Amtsträgern dar. Die Weihe vergrößert nochmals das Gefälle zwischen Verantwortlichen und Laien, was mir auch mit ein Grund dafür zu sein scheint, dass diese Institutionen in unserer Gesellschaft immer mehr an den Rand rutschen.