Alle Artikel von Brigitte Reiser

Nonprofits und Internet: SocialCamp geplant

Nachdem Nonprofit-Organisationen in der Internetszene bisher etwas im Schatten standen (oder ist das mein subjektiver Eindruck?)verändern sich nun die Dinge. Auf den BarCamps in Köln und München (BarCamps sind selbstorganisierte und -gestaltete Treffen der am Internet Interessierten) entstand die Idee, ein SocialCamp zu organisieren, das Internetexperten und Nonprofit-Vertreter zusammenbringt. Diskutiert werden soll hier über das Web 2.0 und die Frage, wie Nonprofits sich die Social Software aneignen können. Angesprochen sind insbesondere Vertreter aus wohlfahrtsverbandlichen Sozialeinrichtungen wie die Caritas oder die Diakonie. Stattfinden soll das SocialCamp voraussichtlich nächstes Frühjahr in Berlin (oder Frankfurt). Mehr Informationen und eine Kurzpräsentation über die SocialCamp-Idee finden sich bei Stefan Everts.Jeder Interessierte ist (mit Anmeldung) beim SocialCamp willkommen. Auf einer Website zum Thema und einem Weblog wird es bald noch mehr Infosgeben.

Neues aus England: ICT Hub für den Nonprofit-Bereich

In England haben Spitzenverbände aus dem Nonprofit- und dem bürgerschaftlichen Bereich einen ICT Hub eingerichtet, der staatlich gefördert wird. Der Hub bildet das Zentrum eines Netzwerkes, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, gemeinnützige Organisationen dabei zu unterstützen, IuK-Technologien besser als bisher einzusetzen.

Britische Forschungsergebnisse zeigen: Gemeinnützige Organisationen “are failing to exploit ICT to its full potential, hindering their ability to achieve their goals and deliver value to stakeholders”. Der Hub will vermitteln: mit IuK Technologien kann eine Nonprofit-Organisation Geld und Zeit sparen, Menschen viel einfacher und schneller ansprechen und Dienste innovativer als bisher anbieten.

Der ICT Hub umfasst einige originelle Angebote, die es meines Wissens in der Form in Deutschland nicht gibt:

  • IuK-Springerkräfte, die unterschiedliche Einrichtungen und Gruppen mit ihrem Rat unterstützen, insbesondere kleinere Nonprofits, die sich kein zusätzliches Personal leisten können
  • IuK-Freiwillige aus der Wirtschaft, die ihr Know-how dem gemeinnützigen Sektor unentgeltlich zur Verfügung stellen
  • IuK-Champions. Das sind Organisationen aus dem Nonprofit-Bereich, die schon sehr innovativ arbeiten und für andere gemeinnützige Träger in einer Region als Ansprechpartner fungieren. Der London Region ICT-Champion betreibt ein interessantes Weblog zum Thema IuK-Technologien für gemeinnützige Einrichtungen.
  • Jährliche ICT Hub Awards. Hier werden Nonprofits ausgezeichnet, die IuK-Technologien besonders innovativ einsetzen oder deren Webauftritt besonders barrierefrei ist. Preise werden auch an die Einrichtungen verteilt, die mit Hilfe der neuen Technologien einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen konnten, d.h. die Probleme ihrer Klientel besser lösten als ohne technische Hilfe.

Insgesamt macht der ICT Hub einen starken Eindruck auf mich. Ich wünschte, es gebe in Deutschland eine entsprechende Organisation für den Nonprofit-Bereich, am besten aus dem gemeinnützigen Sektor heraus initiiert. Was ich an dem Hub gut finde: er leistet nicht nur die Beratung im Hinblick auf Hard- oder Softwarefragen, sondern es geht im Kern um den besseren Gebrauch der neuen Technologien für die Ziele von Nonprofits.

WikiWednesday Stuttgart

Zum zweiten Mal gab es einen WikiWednesday in Stuttgart mit vielen Teilnehmern, guter Atmosphäre und interessanten Kurzreferaten. Oliver Gassner hat live mitgebloggt, so dass sich jeder einen Überblick über die Beiträge verschaffen kann.

Was ich persönlich interessant fand: die Information, dass Wikis in vielen Unternehmen bottom-up eingeführt werden, sozusagen durch die Hintertür. Zuerst installiert sich jemand im IT-Bereich das eigene Wiki, dann werden Kolleg/inn/en aus anderen Abteilungen darauf aufmerksam, die auch so etwas haben wollen, so dass die Wiki-Verbreitung immer größere Kreise zieht. Am Ende kommt die Geschäftsführung nicht drum herum, das neue Tool zu legitimieren. Problem hier: am Ende hat eine Organisation unzählige unterschiedliche Wikis, was dann zu Wirtschaftlichkeits- und Effektivitätsverlusten führt. So weit sollte es nicht kommen.

Aber die bottom-up-Einführung entspricht dem Ratschlag von Heiko Wöhr, der bezüglich Wikis sinngemäß sagte: nicht darüber reden, sondern machen. Und zu Beginn das Wiki einfach als persönliches Notizbuch nutzen.

Das könnte doch auch eine gangbare Strategie für Nonprofit-Mitarbeiter sein.