Der britische Performance Hub bietet in einer kleinen Handreichung für Nonprofits eine prägnante Zusammenfassung der Trends, die im Bereich des freiwilligen Engagements in Zukunft wirksam werden. Zusätzlich bekommen die Organisationen Hilfestellung bei der Auswertung der Trends bezogen auf die eigene Institution. Die Performance Hub-Publikation nennt sich “Future Focus 2: What will our volunteers be like in five years time?” und steht als pdf-Datei zur Verfügung.
Die Autoren extrahieren 6 Trends, die für die Freiwilligenarbeit in den nächsten fünf Jahren maßgeblich sein werden:
1. Die Freiwilligenarbeit wird sich professionalisieren. Indikatoren hierfür sind u.a. Ehrenamtsmanager in den sozialen Einrichtungen und immer häufiger klare Rollenverteilungen zwischen Professionellen und Ehrenamtlichen.
2. Der demographische Wandel wird kurzfristig zu einem Anstieg von Freiwilligen im Rentenalter führen, speziell dann, wenn die geburtenstarke Jahrgänge das Rentenalter erreicht haben. Langfristig werden die Menschen aber eine immer längere Lebensarbeitszeit haben, so dass sich der Pool an Senioren, die für das Ehrenamt zur Verfügung stehen, wieder reduziert. Nonprofit-Einrichtungen sollten darauf achten, möglichst Ehrenamtliche aus allen Altersgruppen zu rekrutieren, um nicht von einer Gruppe abhängig zu sein.
3. Die knappen Zeitressourcen von Individuen in der heutigen Gesellschaft werden dazu führen, dass Freiwilligenarbeit immer häufiger im Rahmen kurzer bzw. zeitlich genau abgegrenzter Engagements stattfindet. Nonprofits müssen zusehen, dass sie den potentiellen Helfern entsprechende Angebote machen. Und es muss auch überlegt werden, ob die Helfer für jede Tätigkeit vor Ort sein müssen, oder ob bestimmte Angebote nicht auch online gemacht werden können. Dieser Trend wirft m.E. auch die Frage auf, wie Nonprofits denn noch Ehrenämter besetzen können, die eine kontinuierliche Mitarbeit erfordern .
4. Die Mobilität der Menschen und ihre abnehmende Bindung an Orte führen dazu, dass sie sich nicht mehr einer bestimmten Nonprofit-Organisation verpflichtet fühlen, sondern immer wieder in Kontakt mit neuen Einrichtungen treten. Das Internet verstärkt noch diese Tendenz, sich wechselnde Projekte und Communities zu suchen. Gemeinnützige Einrichtungen müssen versuchen, die Ehrenamtlichen, die wegziehen, weiterhin in ihre Arbeit einzubinden. Das Internet kann hierbei helfen.
5. Die Machtverhältnisse verschieben sich von der Nonprofit-Organisation hin zu den freiwilligen Helfern. Letztere bleiben nicht mehr bescheiden im Hintergrund, sondern wollen für ihre Hilfe eine (immaterelle) Gegenleistung, z.B. Zertifikate über die geleistete ehrenamtliche Tätigkeit, die dann auf dem Arbeitsmarkt verwertet werden können oder mehr Auswahl und Qualität hinsichtlich der ehrenamtlichen Jobs. Nonprofits sind angehalten, sich in die Perspektive der Ehrenamtlichen zu versetzen und zu fragen: welchen Mehrwert können diese aus den freiwilligen Tätigkeiten in unsereer Einrichtung ziehen?
6. Das Thema ‘bürgerschaftliches Engagement’ wird immer mehr in den Vordergrund rücken. Wobei nicht klar ist, ob staatliche Akteure bürgerschaftliches Engagement nur als ein Mittel zur Einsparung öffentlicher Ausgaben sehen. Jedenfalls sollte eine Nonprofit-Organisation prüfen, ob es zu diesem Thema Fördermittel gibt, die von ihr abgerufen werden können.
Für Nonprofits geht es darum, die Chancen, die mit diesen Trends verbunden sind, aufzugreifen und die Gefahren abzuschwächen. Untersucht werden muss auch, wie diese Trends auf die Stakeholder der Nonprofit-Einrichtung wirken und wie die Trends das Verhältnis Stakeholder-NPO beeinflussen werden.