Kategorie-Archiv: Web2.0

Web 2.0 – die ersten Schritte für Nonprofits (III)

Der dritte Schritt der Web 2.0-Einführung sollte meines Erachtens so aussehen: die Wikis, die bisher ausschließlich zur organisationsinternen Zusammenarbeit und Koordination eingesetzt wurden, werden nun als Instrument genutzt, um sich mit ausgewählten externen Akteuren abzustimmen. D.h. es werden halb-öffentliche Wikis geschaffen, die nur einem bestimmten externen Teilnehmerkreis per Passwort zugänglich sind.

Was kann eine Nonprofit-Organisation mit diesen ‘Working-across-Boundaries’-Wikis machen?

Großartige Dinge, z.B.

  • die Koordination von Projekten, an denen unterschiedliche Träger (z.B. andere Sozialeinrichtungen) beteiligt sind
  • die Abstimmung mit der Institution durchführen, die Projekte finanziert (z.B. die örtliche Sozialverwaltung)
  • das Case-Management zwischen Trägern, das schwierige Kunden mit mehreren Problemlagen in den Mittelpunkt stellt
  • die Entwicklung neuer Ideen und die Diskussion mit externen Experten aus Wissenschaft und Praxis

Das öffentliche Weblog, über das die Nonprofit-Organisation verfügt, sollte sie Schritt eins und zwei (s. die vorherigen Beiträge) durchgeführt haben, wird bei Bedarf multimedial aufgerüstet. Auf Podcasts (einfach zu handhaben und billig) wurde im letzten Beitrag hingewiesen (Dank an Cora Burger für die deutschen Links zum Thema Podcasting). Außer Podcasts kann man noch Videos einstellen bzw. Vodcasting betreiben. Dazu ein anderes Mal mehr.

Was jetzt interessiert, ist folgendes: Weblogs können sehr gut zum Management von Stakeholder-Beziehungen eingesetzt werden. An prominenter Stelle kommt hier die Bezugsgruppe der Spender und Sponsoren in Betracht. Sie sind für eine Nonprofit-Organisation lebensnotwenig, weil öffentliche Gelder zurückgehen. Wenn eine Sozialeinrichtung über wichtige Großspender und -sponsoren verfügt, dann sollte sie diese Beziehungen auch exklusiv pflegen. D.h. hier könnte ein Weblog, das nur dieser speziellen Gruppe zur Verfügung gestellt wird, eine wichtige Rolle spielen.

Ein entsprechendes Netztagebuch für Sponsoren, das vom Umfang her nicht groß zu sein braucht, würde exklusiv für die Spender über die geförderten Projekte berichten und über diese Projekte in einen Dialog mit den Förderer eintreten, um deren Meinungen und Anregungen abzufragen. “Spender sind kein Zahlvieh”, so steht es im Blog von Thomas Pleil. Und der Mann, den er mit diesem Ausspruch zitiert, hat Recht. Man muss Spender als Persönlichkeit ernst nehmen und darf sie nicht mit einem wandelnden Geldbeutel verwechseln.

Web 2.0 – die ersten Schritte für Nonprofits (I)

Mit welchen Web 2.0-Instrumenten soll eine gemeinnützige Organisation starten? Ich würde speziell wohlfahrtsverbandlichen Einrichtungen zu folgendem Vorgehen raten:

1. Schritt: Einführung eines Organisations-Weblogs, Einrichtung von persönlichen Wikis an den Arbeitsplätzen.

Das Weblog kann anfangs nicht-öffentlich geführt werden, um Erfahrung mit diesem neuen Kommunikationsinstrument zu sammeln. Schreiben sollten es ein oder mehrere Mitglieder der Organisationsführung. Mittelfristig sollte das Weblog veröffentlicht werden. Seine Funktion: Information der Öffentlichkeit, Schärfung des eigenen Profils (sehr wichtig!), Bindung von externen Akteuren an die Organisation, Aufbau einer Community.

Im Unterschied zu gedrucktem Material ist ein Weblog hochaktuell und offener formuliert als papierne Unterlagen. Dies birgt Risiken (ist die Organisation bereit, sich nach außen hin als offene, plurale Organisation zu präsentieren oder verschanzt sie sich aus Sicherheitsgründen hinter einer hierarchischen Fassade?).

Ein Weblog bietet aber auch Chancen. Die größte Chance liegt darin, dass die Organisation durch die Spontaneität des Blogs und seinen unmittelbaren Stil ein menschliches Gesicht erhält. Hier kann die Botschaft der Organisation täglich neu vermittelt werden. Und die Menschen suchen Botschaften. Sie interessieren sich nicht so sehr für Leistungsdaten, sondern in erster Linie für Botschaften bzw. die ‘Seele’ einer Organisation. Nur wenn man angezogen wird von dieser Botschaft, ist man bereit zu spenden, sich ehrenamtlich zu engagieren oder einen Angehörigen dort in Betreuung zu geben.

Neben einem (mittelfristig) öffentlichen Weblog sollten die Mitarbeiter über ein persönliches Wiki verfügen, damit jeder in der Organisation den Umgang mit einem Wiki lernen kann. Eigentlich sind Wikis kollaborative Instrumente, die der Kommunikation und Abstimmung zwischen Menschen dienen. Aber die Chancen, die hierin liegen, kann der Einzelne am besten verstehen, wenn er mit Hilfe von Wikis seine eigene Arbeit besser organisieren konnte.

Netz-Generation

Die jungen Mernschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, werden als Mitarbeiter, Kunden und Bürger die Wirtschaft und das öffentliche Leben verändern.

Sie sind es gewohnt, einen Großteil ihrer Handlungen und Entscheidungen über das Internet abzuwickeln. Egal ob sie Partner, Freunde, Musik, Filme, Wissen, Güter oder Jobs suchen, in jedem Fall wird das Internet kontaktiert. Aber sie sind hier nicht nur passive Nutzer, sondern Mitglieder in sozialen Netzwerken, die untereinander Inhalte austauschen und selbst Inhalte in Form von Blogs, Videos, Forum-Beiträgen etc. ins Netz stellen.

Diese Netz-Generation wird die Web 2.0 Tools auch an ihrem Arbeitsplatz suchen. Falls es diese dort nicht gibt, werden von den jungen Leuten Vorschläge kommen, in welchen Bereichen man die neuen Instrumente in der Organisation einsetzen könnte. Darin liegt eine große Chance für gemeinnützige Organisationen. Um mehr über das Web 2.0 zu erfahren, können sie auf das große Wissen und den Erfahrungsschatz ihrer FSJler, Zivis und jungen Kolleg/innen zurückgreifen. Hier könnte man als ersten Schritt einen Arbeitskreis ins Leben rufen, der eruiert, was man mit Web 2.0-Tools alles machen kann, wie sie sich in der Organisation einsetzen lassen und wo aus Sicht der jungen Mitarbeiter akuter Handlungsbedarf besteht. Es ist sicher interessant, von einer solchen Gruppe ein (kostenloses!) Feedback zu bekommen, wie die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung und ihre Art der Zusammenarbeit mit der Umwelt auf die Netz-Generation wirkt.

Jede Organisation hat heute mit den jungen Mitarbeitern auch gleichzeitig die Experten für die neuen Medien im Haus. Während sich ältere Menschen mit dem Web 2.0 schwer tun oder gar nichts davon wissen, sind Kinder und junge Erwachsene Autoritäten auf diesem Gebiet. “This is the first time in human history when children are authorities on something really important. An N-Gener’s father may have been an authority on model trains. Today young people are authorities on the digital revolution that is changing every institution in society.” (Tapscott/Williams 2007)