Blogs in Kultureinrichtungen

In diesem Weblog konzentriere ich mich auf NPOs im Sozialsektor und überlasse den kulturellen Bereich Spezialisten wie Christian Henner-Fehr vom Kulturmanagement Blog. Aber anlässlich meines Besuches der Webseite des neuseeländischen Te Papa-Museums, das ein Weblog zum Thema Koloss-Kalmar anbietet, habe ich mich gefragt, ob es denn auch Blogs von deutschen Museen gibt.

Ein kursorischer Blick in Weblogs, die sich mit der Kulturszene befassen, ergab, dass Online-Journale in hiesigen Museen nicht sehr verbreitet sind. Erst vor kurzem gab es hierzu einen Beitrag im Kulturmarketing Blog. Schade eigentlich, diese Blog-Abstinenz in den Kultureinrichtungen. Denn was könnte man nicht alles mit diesem Instrument machen?
Man könnte z.B. Projekt-Blogs einrichten und damit

  • die Restaurierung eines berühmten Gemäldes begleiten
  • die Produktion einer Theater-,Ballett- oder Opernaufführung von Beginn bis zur Aufführung schildern und Diskussionsmöglichkeiten für das Publikum bieten
  • Schulungsmaterial für das Publikum zu einem bestimmten Thema anbieten, das für die Kultureinrichtung relevant ist. Auf diese Weise könnten die Einrichtungen auch ihren Bildungs- und Aufklärungsanspruch noch besser einlösen. Denn über Webseiten können potentiell auch jene erreicht werden, die sich offline keine Weiterbildung leisten können oder die aufgrund körperlicher Gebrechen immobil sind (z.B. viele alte Menschen).

Ideen gibt es genug. Ich bin gespannt, wie die Entwicklung bezüglich Web2.0 im kulturellen Bereich hierzulande weiter geht.

Futuristische Nonprofit-Werbung

Oxfam-SpotDer britische Ableger der traditionsreichen Hilfsorganisation Oxfam hat einen sehr futuristischen Fernsehspot erarbeitet, der jüngere Zielgruppen ansprechen soll und auf youtube.com zu sehen ist. Jeff Brooks vom amerikanischen Donor Power Blog kritisiert die “Brand Shamans”, die hier am Werk waren und hält den ganzen Auftritt für zu abstrakt: “symbolic actions against symbolic problems”. Ein Kommentator hält dagegen und spricht die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Großbritannien an:
” American ad agencies focus on the obvious. (..) British agencies figure you’re not an idiot. ”

Wahrscheinlich wäre auch hier in Deutschland ein solcher Werbespot sehr umstritten. Man ist hier von Hilfsorganisationen andere Werbung gewöhnt. Obwohl The Intelligent giving blog sich freut, dass Oxfam die ausgetretenen Pfade der Nonprofit-Werbung hinter sich lässt: “Oxfam may be the first big charity in history not to guilt-trip its supporters into giving – a big step forward from most charities’ depressing fundraising appeals”.

Auf mich wirkt dieser Spot ebenfalls sehr ungewöhnlich. Es ist fraglich, ob er die Emotionen der breiten Masse genügend anspricht und ausreichend deutlich macht, um was es eigentlich geht. Aber vielleicht ist er für Jugendliche perfekt, weil er ihre Sehgewohnheiten und Erwartungen anspricht.

Die richtigen Web2.0-Tools wählen – Auswahlmethoden für NPOs

Wie kann eine Organisation die für sie passenden Web2.0-Technologien auswählen? Es gibt zwei unterschiedliche Herangehensweisen: entweder eine zentral geplante oder eine inkrementalistische, die nicht von oben gesteuert wird, sondern sich im Arbeitsalltag Schritt für Schritt ergibt.

Leyla Farah vom amerikanischen PR-Blog Cause+Effect beschreibt in einem Beitrag die top-down- Strategie auf der Basis der ‘POST’-Methode von Forrester Research. POST steht für ‘People, Objectives, Strategy, Technology’ und umfasst die vier folgenden Schritte in der angegebenen Reihenfolge:

1. People/Zielgruppen

Die Organisation klärt mit Hilfe einer Umfrage, wie ihre Zielgruppen das Internet nutzen. Inwieweit arbeiten ihre Adressaten schon mit Social Software?

2. Objectives/Ziele

Welche Ziele will die Organisation mit dem Einsatz von Web2.0 erreichen? Die POST-Methode empfiehlt, zwischen kurz- und langfristigen Zielen zu unterscheiden und anzugeben, mit Hilfe welcher Daten die Zielerreichung gemessen werden soll

3. Strategy/Vorgehensweise

Mit welchen Mitteln bzw. Web2.0-Tools will man die Organisationsziele erreichen? In dieser Phase ist eine Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen der einzelnen Instrumente – vor dem Hintergrund des Nutzerverhaltens der Zielgruppen – notwendig. Es ist abzuklären, welche Anwendung am besten den eigenen Zielen dient und mit den vorhandenen Organisationsressourcen umgesetzt werden kann.

4. Technology/Auswahl der Instrumente

Jetzt ist die Organisation in der Lage, die passenden Web2.0-Tools auszuwählen und den Umsetzungsprozess zu planen.

Bei Schritt 1 (Analyse der Zielgruppen) werden insbesondere Nonprofit-Organisationen feststellen, dass bei ihren Adressaten eine bestimmte Altersgruppe bzw. Generation dominiert. Dabei ist es wichtig, wie Leyla Farah in einem weiteren interessanten Beitrag schreibt, dass möglichst mehrere Generationen angesprochen und motiviert werden, sich für die NPO einzusetzen. Nur wenn die Adressaten über unterschiedliche Altersgruppen gestreut sind, ist ein langfristiger Ressourcenzufluss für die Organisation gesichert. Jede Generation muss dabei auf die ihr angemessene Art und Weise angesprochen werden, d.h. es ist wichtig, unterschiedliche Kommunikationswege zu bedienen, online und offline.

Ganz anders als die top-down-Strategie ‘POST’ funktioniert die bottom-up-Methode, in einer sich dafür anbietenden Arbeitssituation mit einer Web2.0-Anwendung zu beginnen. Diese Methode beschreibt Christian Kreutz von crisscrossed.net in einem Beitrag, der die Einführung von Web2.0 in seiner Organisation beschreibt. Er empfiehlt ein Wiki zum Einstieg, das zum Protokollschreiben oder zur organisatorischen Abstimmung benutzt werden kann. Wichtig ist ihm zufolge, eine Situation auszusuchen, in der herkömmliche Arbeitsmethoden an ihre Grenzen stoßen bzw. der Nutzen von Web2.0 für alle schnell sichtbar wird.