Kategorie-Archiv: Nonprofit-Organisation

GuideStar: eine Online-Datenbank des Nonprofit-Sektors

Daten über gemeinnützige Organisationen in Deutschland sind nur schwer zu erhalten. Es gibt in unserem Land keine gesetzliche Pflicht zur Offenlegung bestimmter Angaben. Dadurch ist der dritte Sektor sehr intransparent, was zu einer immer stärkeren Belastung wird, weil potentielle Spender sich zurückhalten, wenn sie den Eindruck haben, über die einzelne gemeinnützige Organisation und die Verwendung der Spendengelder nicht ausreichend informiert zu sein. Mangelnde Transparenz macht auch die Evaluierung von gemeinnützigen Trägern unmöglich, was Basti Schwiecker im Helpedia-Blog beklagt.

Eine ganz andere Datenlage existiert dagegen in den USA und Gr0ßbritannien. Hier wurde auf die Initiative von GuideStar , einer britischen Nonprofit-Organisation, in den 90er Jahren mit dem Aufbau von GuideStar-Datenbanken begonnen, die den gemeinnützigen Sektor transparenter machen sollen . Zwischenzeitlich gibt es einen riesigen Datenbestand in den USA (hier sind 1,7 Mio. Nonprofits registriert) und in Großbritannien (mit 168.000 registrierten NPOs). Grundlage dieser Datenbanken sind die Angaben, die freie Träger hier gegenüber staatlichen Stellen machen müssen, wenn sie als gemeinnützige Organisation anerkannt werden wollen. Es finden sich in diesen Datenbanken u. a. Angaben über die Leistungen/Finanzen/öffentliche Fördermittel/Spendeneinnahmen/Mitarbeiterzahlen/Vorstände von Nonprofits. Die Organisationen können GuideStar noch zusätzliche Daten freiwillig liefern. Eine solche Datenbank ist ein Eldorado für Forscher, für potentielle Spender und alle, die am Nonrpfit-Sektor interessiert sind und mehr über diesen wissen bzw. sich einbringen möchten.

Seit Mai 2006 bemüht sich GuideStar Deutschland , angesiedelt beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen, um den Aufbau einer nationalen Datenbank. Da es hierzulande keine rechtlichen Standards für die Berichterstattung gibt, ist das Projekt auf die freiwillige Selbstberichterstattung der gemeinnützigen Träger angewiesen. Hierzu braucht es ‘Zugpferde’ aus dem Dritten Sektor, die GuideStar unterstützen. Es war deshalb bisher auch eine der Hauptaufgaben von GuideStar Deutschland, das Misstrauen speziell bei den großen Verbänden abzubauen und starke Partner zu gewinnen. Neuerdings unterstützt auch die Caritas als einziger großer Wohlfahrtsverband aus dem Sozialbereich das Datenbank-Projekt, wie in einem Interview mit den GuideStar-Verantwortlichen zu lesen ist. Derzeit ist der Datenbestand noch gering. Die Projektverantwortlichen planen regionale Pilotprojekte, für die sie noch Partner suchen. So ist z.B. der Aufbau einer Datenbank in Berlin im Gespräch (s. Interview).

Hoffen wir, dass das Projekt voranschreitet. Dann könnten in Zukunft auch die hiesigen Online- Fundraising Plattformen mögliche Kooperationen mit GuideStar schließen, so dass man wie bei der amerikanischen Plattform Change.org als Spender in der GuideStar-Datenbank recherchieren kann. Im Idealfall hat man dann auf mehr Nonprofit-Daten Zugriff, als wenn sich die Organisationen freiwillig bei den Plattformen eintragen.

Blogs in Kultureinrichtungen

In diesem Weblog konzentriere ich mich auf NPOs im Sozialsektor und überlasse den kulturellen Bereich Spezialisten wie Christian Henner-Fehr vom Kulturmanagement Blog. Aber anlässlich meines Besuches der Webseite des neuseeländischen Te Papa-Museums, das ein Weblog zum Thema Koloss-Kalmar anbietet, habe ich mich gefragt, ob es denn auch Blogs von deutschen Museen gibt.

Ein kursorischer Blick in Weblogs, die sich mit der Kulturszene befassen, ergab, dass Online-Journale in hiesigen Museen nicht sehr verbreitet sind. Erst vor kurzem gab es hierzu einen Beitrag im Kulturmarketing Blog. Schade eigentlich, diese Blog-Abstinenz in den Kultureinrichtungen. Denn was könnte man nicht alles mit diesem Instrument machen?
Man könnte z.B. Projekt-Blogs einrichten und damit

  • die Restaurierung eines berühmten Gemäldes begleiten
  • die Produktion einer Theater-,Ballett- oder Opernaufführung von Beginn bis zur Aufführung schildern und Diskussionsmöglichkeiten für das Publikum bieten
  • Schulungsmaterial für das Publikum zu einem bestimmten Thema anbieten, das für die Kultureinrichtung relevant ist. Auf diese Weise könnten die Einrichtungen auch ihren Bildungs- und Aufklärungsanspruch noch besser einlösen. Denn über Webseiten können potentiell auch jene erreicht werden, die sich offline keine Weiterbildung leisten können oder die aufgrund körperlicher Gebrechen immobil sind (z.B. viele alte Menschen).

Ideen gibt es genug. Ich bin gespannt, wie die Entwicklung bezüglich Web2.0 im kulturellen Bereich hierzulande weiter geht.

Futuristische Nonprofit-Werbung

Oxfam-SpotDer britische Ableger der traditionsreichen Hilfsorganisation Oxfam hat einen sehr futuristischen Fernsehspot erarbeitet, der jüngere Zielgruppen ansprechen soll und auf youtube.com zu sehen ist. Jeff Brooks vom amerikanischen Donor Power Blog kritisiert die “Brand Shamans”, die hier am Werk waren und hält den ganzen Auftritt für zu abstrakt: “symbolic actions against symbolic problems”. Ein Kommentator hält dagegen und spricht die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Großbritannien an:
” American ad agencies focus on the obvious. (..) British agencies figure you’re not an idiot. ”

Wahrscheinlich wäre auch hier in Deutschland ein solcher Werbespot sehr umstritten. Man ist hier von Hilfsorganisationen andere Werbung gewöhnt. Obwohl The Intelligent giving blog sich freut, dass Oxfam die ausgetretenen Pfade der Nonprofit-Werbung hinter sich lässt: “Oxfam may be the first big charity in history not to guilt-trip its supporters into giving – a big step forward from most charities’ depressing fundraising appeals”.

Auf mich wirkt dieser Spot ebenfalls sehr ungewöhnlich. Es ist fraglich, ob er die Emotionen der breiten Masse genügend anspricht und ausreichend deutlich macht, um was es eigentlich geht. Aber vielleicht ist er für Jugendliche perfekt, weil er ihre Sehgewohnheiten und Erwartungen anspricht.