Kategorie-Archiv: Stakeholder

Fundraising-Tipps für Nonprofit-Organisationen

Katya Andresen von Network for Good hat eine handvoll Fundraising-Tipps für gemeinnützige Organisationen parat. Das Besondere daran: sie sind aus dem Blickwinkel der Stakeholder geschrieben und verlassen die Binnenperspektive der Organisation. Die Tipps im Einzelnen:

  1. Fundraising ist Beziehungsarbeit. Es reicht laut Andresen nicht aus, einen Spenden-Button auf der Nonprofit-Webseite zu installieren und darauf zu warten, dass Spender kommen. Die Beziehung zu potentiellen Spendern muss systematisch aufgebaut werden. Sie rekrutieren sich aus den Stakeholdern bzw. Bezugsgruppen einer Organisation. Über rein deskriptive Webseiten lassen sich keine Unterstützer- Netzwerke bilden. "Declaring your existence is not a fundraising campaign" wie Andresen treffend formuliert. Nur wenn man Stakeholder einbezieht, kann man nachhaltige Verbindungen aufbauen.
  2. Bei Veröffentlichungen (Webseite, Newsletter, Spendenbriefe und -mails usw.) sollten gemeinnützige Organisationen nicht in die ‘About Us’-Falle treten. Die Falle besteht darin, dass die Träger hauptsächlich über sich selbst schreiben und ihre Leistungen und Erfolge herausstellen, anstatt auf die Zielgruppen und deren Bedürfnisse einzugehen. "Nonprofit Narcissism" verhindert laut Andresen die Gewinnung von potentiellen Spendern. Diese reagieren nur, wenn man ihnen vermittelt, wie wichtig ihre Spenden sind und wieviel Gutes damit in der Vergangenheit bewirkt wurde. "Make it about your donor" lautet Andresens Ratschlag für Nonprofit-Veröffentlichungen.
  3. Die Aufforderungen an die Spender sollten so konkret wie möglich sein. "Spenden Sie jetzt" reicht Andresen zufolge als Aussage nicht aus. Besser ist es, konkrete Summen für konkrete Ziele anzubieten. Meines Erachtens macht das World Vision ganz gut. Hier kann man konkrete Summen für Moskitonetze, Obstbäume, Hühner, Schulmaterial und vieles mehr geben.
  4. Das Image einer Organisation, das Spender mobilisiert oder auch nicht, kann man mit einem überarbeiteten Logo allein nicht verändern. Wie eine Marke wahrgenommen wird, ist davon abhängig, wie die Stakeholder sie sehen. Ein ‘rebranding’ wird nur durch veränderte Beziehungen zu den Stakeholdern erzielt
  5. Wer für das Fundraising einen elektronischen Newsletter nutzen möchte, sollte nicht seinen Print-Newsletter als PDF-Datei verschicken und diesen als eNewsletter titulieren. Ein eNewsletter muss dem Medium – also dem Internet – angepasst sein und kurze Texte, Bilder und Links enthalten.

SocialCamp Berlin – Film und Stammtisch

Auf dem SocialCamp Berlin, das Internet-Experten mit Nonprofit-Vertretern zusammenbrachte, wurde ein rund 20-minütiger Film gedreht, den man nun u.a. im Helpedia-Blog ansehen kann. Der Film bietet einen guten Einblick in die BarCamp-Atmosphäre und wartet mit interessanten Teilnehmer-Statements auf.

In Berlin hat sich zwischenzeitlich ein SocialCamp-Stammtisch gebildet, der die begonnene Vernetzung zwischen der Internet- und der NPO-Szene fortführen möchte. Entsprechende Stammtische sind auch in anderen Regionen Deutschlands geplant. Sie bieten den Vorteil, dass man längerfristig an Themen arbeiten kann und neue Interessenten dazu stoßen können. Die Vernetzungseffekte, die sich hieraus ergeben, sind für den Nonprofit-Sektor sehr produktiv.

Auch hier in Stuttgart müsste es Interessenten für einen solchen Stammtisch geben. Vielleicht können Interessierte mit mir Kontakt aufnehmen?

Sind Nonprofits Netzwerker?

Wie arbeiten Nonprofits an der Basis, wenn sie mit der Umsetzung eines öffentlichen Programms betraut sind? Verhalten sie sich als Netzwerker oder pflegen sie einen eher bürokratischen Arbeitsstil, der wenig nach außen hin orientiert ist?

Diese Frage wurde vor Jahren von australischen Wissenschaftlern untersucht und gewinnt neue Bedeutung vor dem Hintergrund von Web 2.0, das auch mit dem Begriff ‘Social Media’ belegt wird. ‘Social Media’ sagt aus, um was es bei Web 2.0 eigentlich geht: um die stärkere Vernetzung von Menschen und Organisationen über das Internet. Ein erneuter Blick in die empirische Studie von Mark Considine/Jenny M. Lewis aus dem Jahr 1999 (PAR ) lohnt sich also. Denn so viel wissenschaftliche Untersuchungen existieren zu diesem Thema nicht.

Die beiden Forscher wollten wissen, welche Arbeitshaltung die Frontline Worker von gemeinnützigen, gewerblichen und staatlichen Einrichtungen einnehmen bei der Umsetzung eines öffentlichen Programms für australische Langzeitarbeitslose. 345 Interviewpartner standen zur Verfügung. Das Ergebnis der Untersuchung:

Entgegen den Erwartungen erweisen sich Nonprofits nicht als Netzwerker, sondern als ‘Prozeduralisten’ . Während Netzwerker Wert auf Austauschbeziehungen, Verhandlungen und die Kooperation von Diensten legen, sind Prozeduralisten stark regel- und aufsichtsorientiert, haben wenig Interesse an der Evaluation ihrer Leistungen und konzentrieren sich auf standardisierte Leitungen für ihre Klientel.

Prozeduralisten würde man eher auf staatlicher Seite erwarten (hier gibt es aber keine dominante Arbeitshaltung), aber nicht bei Nonprofit-Organisationen, die doch eine andere Philosophie vertreten und sich als unbürokratischer und flexibler als staatliche Organisationen begreifen.

Aber die Studie legt dar, dass die jeweilige Arbeitshaltung der Fontline Worker interessanterweise nichts mit dem jeweiligen Organisationstyp (öffentlich, gemeinnützig, gewerblich) oder der Organisationsphilosophie zu tun, hat sondern mit der Ressourcenausstattung bzw. den Beschränkungen, denen eine Organisation unterworfen ist.

Nonprofits sind, verglichen mit staatlichen oder privatwirtschaftlichen Organisationen, in einer unsicheren Position. Sie verfügen laut Considine/Lewis nur über begrenzte Ressourcen und haben größere Probleme im Umgang mit der Informationstechnologie und der Fortbildung der Mitarbeiter. Darin liegen den Autoren zufolge die Hauptgründe für die konservative Arbeitshaltung und -praxis von Nonprofits.

Dies bedeutet aus meiner Sicht, dass man zuerst die Ressourcensituation von Nonprofits verbessern muss, bevor man von ihnen einen anderen Arbeitsstil erwarten kann. Eine gute Infrastruktur ist unerlässlich, um sich von bürokratischen Handlungsmustern zu lösen und entspannter mit der Umwelt interagieren zu können.

Allerdings muss man an dieser Stelle auch kritisch hinterfragen, ob die Ressourcenängste von Nonprofits einen realen Hintergrund haben, oder ob es sich hier um eine organisationale Ressourceneinschätzung handelt, die mit der objektiven Ressourcensituation nicht unbedingt übereinstimmt. Denn unentdeckte Ressourcen und Potentiale existieren definitiv in Nonprofit-Organisationen – man denke nur an die Kompetenzen/Mittel von Ehrenamtlichen, Spendern, Unterstützern und Angehörigen. Es kommt darauf an, diese Schätze auch zu bergen. Aber hier wirkt sich die Staatsfixierung deutscher Nonprofit-Organisationen (vor allem im Bereich sozialer Dienste) negativ aus – die bürgerschaftlichen Ressourcen werden nicht so hoch bewertet und pfleglich behandelt wie die staatlichen Mittel.

Es wäre jedenfalls ein wichtiges Ziel, sich in Nonprofits mit Hilfe von Unterstützern um eine bessere Infrastruktur zu bemühen. Insbesondere die Ausstattung mit PCs und Internetanschlüssen sollte besser werden, um die Fundraising- und Vernetzungsressourcen, die das Internet bietet, effektiver nutzen zu können.