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Kooperation von Fundraising-Plattformen

Ein Thema, das auf dem SocialCamp am vergangenen Wochenende immer wieder angesprochen wurde, war die notwendige Kooperation zwischen Netzwerken und Plattformen unter dem Stichwort ‘Synergie 2.0’.

Passend zu dieser Diskussion kommt via Bloglines und Helpedia der Link auf einen Blogbeitrag von Lucy Bernholz von Philanthropy 2173 . Bernholz schildert die Herausforderung, vor der ein spendenwilliger Internetnutzer in den USA steht: für welche Online Fundraising-Plattform soll er sich entscheiden? Es gibt mehr als zwanzig dieser Plattformen allein im amerikanischen Raum, und ihre Zahl wächst permanent. Das Profil dieser Plattformen ist nicht immer eindeutig. Mehrere haben sich bspw. entwicklungspolitischen Zielen verschrieben. Für einen Außenstehenden ist häufig nicht klar, wo genau die Unterschiede zwischen den Angeboten liegen. Überdies sammeln manche Plattformen nicht nur Geld, manche vermitteln auch Ehrenamtliche oder online-Unterstützer. Auch hier ist die Bandbreite verwirrend.

Noch nicht so unübersichtlich ist die Szene in Deutschland, aber auch hier gibt es immer mehr Plattformen. Es besteht die Gefahr, dass der potentielle Spender den Überblick verliert. Lucy Bernholz empfiehlt den Plattformen, ein gemeinsames Start-Verzeichnis zu schaffen, als Service für die Nutzer und um mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ein Beispiel, wie man Informationen von unterschiedlichen Webseiten aggregieren kann, liefert Peter Deitz mit seinem Mashup of 29+ Social Action Plattforms . Dieses führt über die Abfrage von Feeds die Informationen von zahlreichen Fundraising Plattformen auf einem Portal zusammen. Der Nutzer kann über das Portal nach sämtlichen Projekten suchen, die von den einzelnen Plattformen angeboten werden. Allerdings wird nicht die komplette Projektbeschreibung angezeigt, sondern das Projekt inhaltlich nur angerissen und dann auf die jeweilige Plattform verlinkt. Der Nutzer landet also in jedem Fall auf einer der Plattformen und kann die Spende nicht über das Mashup abwickeln.

Was auf den ersten Blick bei Nonprofits vielleicht Ängste schürt – immerhin werden bei dem Mashup auch die Treffer der Konkurrenz angezeigt und nicht nur die eigenen Projekte – relativiert sich beim zweiten Hinsehen. Denn der Vorteil einer gemeinsamen Plattform besteht darin, dass die Projekte einer gemeinnützigen Einrichtung überhaupt gefunden werden, was bei der großen Anzahl von Plattform-Anbietern nicht selbstverständlich ist. Über ein solches Mashup verliert man möglicherweise einzelne Spender an eine konkurrierende Organisation, gleichzeitig gewinnt man aber solche hinzu, die die eigene Organisation nicht kannten.

Bernholz stellt die These auf, dass die Tendenz des Internets, die Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage überflüssig zu machen (Disintermediation) einen neuen Bedarf produziert: man braucht zunehmend Dienstleister und Infrastruktur, die Kooperationsmöglichkeiten zwischen online Anbietern schaffen und zu Synergien führen. Nur so kann die Masse an Angeboten und Informationen aus dem Internet für den Kunden überschaubar bleiben.

Bei hiesigen Plattform-Anbietern wie Helpedia.org und betterplace.de hat man die Zeichen der Zeit erkannt und diskutiert über eine stärkere Kooperation untereinander, wie es das folgende Protokoll unter dem Titel ‘Engagement 2.0’ belegt.

Meines Erachtens ist nicht nur die stärkere Kooperation zwischen Plattformen notwendig, sondern auch die Schärfung des Profils der einzelnen Anbieter. Obwohl ich mich intensiver mit den Plattformen befasse, könnte ich in einigen Fällen nicht aus dem Stegreif definieren, wie das genaue Leistungsangebot der einzelnen Plattform aussieht und auf welche Zielgruppe sie zugeschnitten ist. Zu wenig fokussiert sind manche Projekte. Aber ein exakt herausgearbeitetes Profil ist Voraussetzung für den Aufbau einer Marke, die der Kunde von anderen Angeboten leicht unterscheiden kann.

SocialCamp Berlin: Nachlese


“Was passiert, wenn man 60 Internet-

spezialisten mit 60 Weltverbesserern der NGO-Gemeinde aus ganz Deutschland für 48 Stunden in eine Berliner Fabriketage schließt?” – fragten die Organisatoren des SocialCamp um Basti Schwiecker von Helpedia und selfHUB.

Meine Antwort als SocialCamp-Teilnehmerin: es ergeben sich viele gute Gespräche, Ideen und Lösungsansätze für den Nonprofit-Sektor. Vertreten waren aus dem gemeinnützigen Bereich vor allem die Akteure der Neuen Sozialen Bewegungen, die mit ihren Projekten inspirieren.

Es gab auf dem Camp eine große Bandbreite an Sessions, allesamt von den Teilnehmer/innen selbst gestaltet. Die Themen und Dokumentationen stehen im SocialCamp Wiki .

Ich selbst besuchte die Veranstaltung von Charlotte Buttkus von GuideStar Deutschland. Vor Tagen erst habe ich über GuideStar gebloggt und nun profitiert von den Informationen aus erster Hand. Mein Fazit der Session: der Nutzen von GuideStar für Nonprofits muss noch deutlicher kommuniziert werden. Die Länder könnten wichtige Bündnispartner von GuideStar und Multiplikatoren des Projekts sein, das mehr Transparenz im gemeinnützigen Sektor anstrebt. Schade nur, dass ein solches Projekt unter finanziellen Restriktionen leidet und vom Auslaufen der Fördermittel bedroht ist.

Bei Sophie Scholz von fairdo.net diskutierten wir über die Idee, eine Online-Börse einzurichten, die ehrenamtliche IT- und Internetexperten an kleine Nonprofits vermittelt, die zur regulären Finanzierung von Fachleuten nicht in der Lage sind. In Großbritannien gibt es bereits ein solches Reservoir an Ehrenamtlichen, die dann alljährlich die Chance auf den ICT Hub award für das besondere IT-Engagement von Individuen haben.

Markus Beckedahl von netzpolitik.org informierte über freie Software für Nonprofits und Stefan Evertz von hirnrinde.de stellte die Idee eines Kollegen vor, ein Online-Kampagnennetzwerk aufzubauen, von dem Internetnutzer Kampagnen-Banner herunterladen können um sie in ihr eigenes Internetangebot zu integrieren.

Interessant war für mich auch die Session von Karin Janner vom Kulturmarketing Blog , die den Einsatz von Web2.0 für Kultureinrichtungen thematisierte. Ihre Ideen und Vorschläge gleichen meinem Zugang, sozialen Dienstleistern die Möglichkeiten des Web2.0 zu vermitteln.

Ich selbst habe in einer Session meine Idee eines Web2.0-für-Nonprofits-Wikis vorgestellt. Ein paar konzeptionelle Stichworte dazu finden sich hier . Die Reaktion der Teilnehmer/innen war ambivalent. Die einen fanden die Idee sehr gut, die anderen sahen keinen besonderen Mehrwert darin, weil sie der Ansicht sind, dass es genügend Infos über Web2.0 im Netz gibt bzw. die Zielgruppe kein Wiki ansteuern wird. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass ein solch niedrigschwelliges Fach-Wiki, das auf den deutschen Nonprofit-Sektor zugeschnitten ist, eine sinnvolle Ergänzung zu den häufig technikorientierten und englischsprachigen Informationsangeboten wäre. Ich bleibe an der Idee dran. Näheres hierzu bei Gelegenheit im Blog.

Neben all den Veranstaltungen war auch das persönliche Zusammentreffen mit Bloggern, die ich bisher nur über ihre Weblogs kannte, sehr nett und erfreulich. So bspw. das Gespräch mit Christian Kreutz von crisscrossed.net , Ina Müller-Schmoß von Kreative Strukturen , Andrea Nienhaus von Alles, was gerecht ist und vielen anderen mehr. Übrigens hat Andrea Nienhaus vor zwei Jahren an einem sehr interessanten Buchprojekt mitgewirkt: Sozialmarketing als Stakeholder-Management (2006). Wir haben auf dem SocialCamp darüber gesprochen. Ein sehr gutes und schön gemachtes Buch, das ich nur wärmstens empfehlen kann.

Zum Abschluss: herzlichen Dank an das Organisationsteam! Ich hoffe, es gibt im kommenden Jahr eine Fortsetzung des SocialCamp.

GuideStar: eine Online-Datenbank des Nonprofit-Sektors

Daten über gemeinnützige Organisationen in Deutschland sind nur schwer zu erhalten. Es gibt in unserem Land keine gesetzliche Pflicht zur Offenlegung bestimmter Angaben. Dadurch ist der dritte Sektor sehr intransparent, was zu einer immer stärkeren Belastung wird, weil potentielle Spender sich zurückhalten, wenn sie den Eindruck haben, über die einzelne gemeinnützige Organisation und die Verwendung der Spendengelder nicht ausreichend informiert zu sein. Mangelnde Transparenz macht auch die Evaluierung von gemeinnützigen Trägern unmöglich, was Basti Schwiecker im Helpedia-Blog beklagt.

Eine ganz andere Datenlage existiert dagegen in den USA und Gr0ßbritannien. Hier wurde auf die Initiative von GuideStar , einer britischen Nonprofit-Organisation, in den 90er Jahren mit dem Aufbau von GuideStar-Datenbanken begonnen, die den gemeinnützigen Sektor transparenter machen sollen . Zwischenzeitlich gibt es einen riesigen Datenbestand in den USA (hier sind 1,7 Mio. Nonprofits registriert) und in Großbritannien (mit 168.000 registrierten NPOs). Grundlage dieser Datenbanken sind die Angaben, die freie Träger hier gegenüber staatlichen Stellen machen müssen, wenn sie als gemeinnützige Organisation anerkannt werden wollen. Es finden sich in diesen Datenbanken u. a. Angaben über die Leistungen/Finanzen/öffentliche Fördermittel/Spendeneinnahmen/Mitarbeiterzahlen/Vorstände von Nonprofits. Die Organisationen können GuideStar noch zusätzliche Daten freiwillig liefern. Eine solche Datenbank ist ein Eldorado für Forscher, für potentielle Spender und alle, die am Nonrpfit-Sektor interessiert sind und mehr über diesen wissen bzw. sich einbringen möchten.

Seit Mai 2006 bemüht sich GuideStar Deutschland , angesiedelt beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen, um den Aufbau einer nationalen Datenbank. Da es hierzulande keine rechtlichen Standards für die Berichterstattung gibt, ist das Projekt auf die freiwillige Selbstberichterstattung der gemeinnützigen Träger angewiesen. Hierzu braucht es ‘Zugpferde’ aus dem Dritten Sektor, die GuideStar unterstützen. Es war deshalb bisher auch eine der Hauptaufgaben von GuideStar Deutschland, das Misstrauen speziell bei den großen Verbänden abzubauen und starke Partner zu gewinnen. Neuerdings unterstützt auch die Caritas als einziger großer Wohlfahrtsverband aus dem Sozialbereich das Datenbank-Projekt, wie in einem Interview mit den GuideStar-Verantwortlichen zu lesen ist. Derzeit ist der Datenbestand noch gering. Die Projektverantwortlichen planen regionale Pilotprojekte, für die sie noch Partner suchen. So ist z.B. der Aufbau einer Datenbank in Berlin im Gespräch (s. Interview).

Hoffen wir, dass das Projekt voranschreitet. Dann könnten in Zukunft auch die hiesigen Online- Fundraising Plattformen mögliche Kooperationen mit GuideStar schließen, so dass man wie bei der amerikanischen Plattform Change.org als Spender in der GuideStar-Datenbank recherchieren kann. Im Idealfall hat man dann auf mehr Nonprofit-Daten Zugriff, als wenn sich die Organisationen freiwillig bei den Plattformen eintragen.