Kategorie-Archiv: Stakeholder

“Aktion Uwe” – Entwicklungen im Online-Fundraising und wie Nonprofits darauf reagieren sollten

In der vierten Runde der Nonprofit-Blogparade fragt Christian Henner-Fehr vom Kulturmanagement-Blog nach Tipps und Tricks für das Online-Fundraising durch gemeinnützige Organisationen.

Bevor ich zu den Tipps und Tricks komme, möchte ich zuerst fragen, welche Formen des Online-Fundraisings es gibt, welche Entwicklungen zu erwarten sind und wie Nonprofits darauf reagieren sollten.

Zu den Formen des Online-Fundraisings:

Eine Hilforganisation kann auf ihrer Webseite um Online-Spenden bitten und/oder sich auf einer der Online-Fundraising Plattformen eintragen, von denen es zwischenzeitlich auch in Deutschland unzählige gibt (u.a. Helpedia, betterplace, Spendenportal, reset und viele mehr). Alternativ kann jeder Nutzer selbst zum Fundraiser werden, indem er seine Webseite und Social Media Tools wie Twitter oder Communities nutzt, um Spenden zu sammeln. Auch der Eintrag seines Projekts auf einer Online-Plattform, die private Sammelaktionen zulässt, ist möglich.

Wie Nutzer zu Micro-Fundraisern werden, zeigt gerade mein Blogger-Kollege Ole Seidenberg, der SocialBlogger . Am 25. Januar startete er eine private Sammelaktion über das Internet für einen Hamburger Obdachlosen namens Uwe. Seitdem hat er diverse Spendenaufrufe veröffentlicht, auch über Twitter, und den Verlauf der Spendenaktion und seine Treffen mit Uwe im Blog dokumentiert und mit Videos ergänzt, auf denen Uwe zu Wort kommt.

Diese Aktion, die im Netz auf große Resonanz stößt, zeigt auf, wohin sich das Online-Fundraising entwickelt: neben die Sammelaktionen von Hilfsorganisationen tritt zunehmend das Fundraising durch Nutzer, denen durch Social Media mächtige Instrumente zur Verfügung stehen, um ihre Aufrufe zu verbreiten, den Fortgang einer Aktion zu dokumentieren und in Kommunikation mit den Spendern zu treten. Die Chancen für Transparenz und Mitsprache der Community sind hier sehr hoch, – Chancen, die etablierte NPOs durch ihre Zurückhaltung gegenüber Social Media nicht ausreichend nutzen.

Was kennzeichnet das private person-to-person-Fundraising durch Nutzer im Internet? Eine konsequente Individualisierung und Personalisierung der Hilfe und die Unabhängigkeit von professioneller Unterstützung durch eine Hilfseinrichtung.

In Zukunft wird die Entwicklung noch fortschreiten und es wird Online-Plattformen geben, auf denen Menschen mit ihren Nöten an die Öffentlichkeit gehen und nach Unterstützern/Fundraisern suchen. Private Kredite kann man auf diese Weise schon erlangen, warum nicht auch Spenden? In Großbritannien wird gerade an einem Web-Angebot gearbeitet, das die Bedürfnisse von Bewohnern einer Gemeinde nach sozialen Dienstleistungen abfragt und diese Hilfegesuche auf Karten räumlich verortet. Zwar soll sich dieses Angebot an kommunale und gemeinnützige Dienstleister richten, aber grundsätzlich könnte man so auch privaten Fundraisern und Spendern Bedarfe aufzeigen.

Ob man diese Entwicklung hin zum person-to-person-Fundraising über Social Media gut oder schlecht findet, ist abhängig vom persönlichen Standpunkt des Betrachters. Bei Beth Kanter gibt es eine Diskussion zu diesem Thema mit interessanten Links. Man kann die folgenden Positionen unterscheiden:

Die Anhänger des etablierten, professionellen Hilfssystems werden darin einen Rückschritt hin zum vormodernen Almosenwesen sehen, das Not in individualisierter Form, losgelöst von Strukturen, wahrnimmt.

Die Anhänger des person-to-person-Fundraisings werden dagegenhalten, dass es den Hilfsorganisationen im Laufe der Jahrzehnte nicht gelungen ist, Not effektiv zu bekämpfen. Und sie sich mit ihrer Funktion als erfolgreich scheiternde Organisationen abgefunden haben. Grund genug für die Anhänger des individualisierten Micro-Fundraising, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und als engagierter Bürger spontan dort zu helfen, wo Not auftritt – ohne sich Unterstützung bei Nonprofits zu holen, deren bürokratisierte Abläufe ein Feedback hinauszögern würden.

Wie man die Entwicklung auch beurteilt – sie lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Mit dem Internet und Social Media sind die Instrumente vorhanden, die zum person-to-person-Fundraising eingesetzt werden können. Und immer mehr Menschen, speziell die junge – und bald tonangebende – Netzgeneration, werden diese Mittel auch nutzen. Nonprofits müssen sich auf diese private Konkurrenz einstellen und entsprechend reagieren. Welche Tipps kann man den professionellen Dienstleistern geben, um Terrain im Online-Fundraising zu gewinnen und zu halten ?

Tipp 1: Gegen den Vertrauensverlust ankämpfen, von dem institutionelle Hilfsanbieter betroffen sind. Die eigenen Leistungen und Kompetenzen müssen von NPOs besser kommuniziert und vermarktet werden. Professionelle Expertise in NPOs darf von Unterstützern von außen nicht als hierarchisches Element empfunden werden, sondern als kostbare Ressource, die Entscheidungen bereichert.

Tipp 2: Transparenz herstellen und nach außen vermitteln: Spender wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert und welche Fortschritte ein Projekt macht.

Tipp 3 : Spender bzw. Stakeholder allgemein stärker in einen Dialog einbinden. Online-Tools machen dies problemlos möglich. Das person-to-person-Fundrasing ist auch deshalb erfolgreich, weil man als Spender ganz unbürokratisch Fragen stellen kann und Antworten bekommt.

Tipp 4: Das storytelling verstärken. Spender wollen nicht nur Daten und Fakten, sondern auch Lebensgeschichten hören. Egal wie man zu dieser Entwicklung steht – diesem Trend zur Dramatisierung und Inszenierung wird man nicht entkommen können. Außer man wählt als NPO bewusst einen anderen Weg, kommuniziert diesen dann aber auch offensiv nach außen hin.

Tipp 5: Internet-Nutzer zu Unterstützern und Multiplikatoren der NPO-Projekte machen. Die Bereitschaft zum Spenden ist da. Wer bei privaten Spendenaktionen gibt, lässt sich auch für institutionalisierte Projekte gewinnen, wenn diese entsprechend transparent sind. Es kommt darauf an, diese Bereitschaft der Menschen, in unterschiedlichen Zusammenhängen zu spenden, zu nutzen. Wer Unterstützer stärker integriert und in interne Abläufe einbindet ("Koproduktion sozialer Dienstleistungen "), wird auch als Fundraiser erfolgreich sein.

Social Media und die Bürgergesellschaft

Im aktuellen Newsletter des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) ist ein Gastbeitrag von mir erschienen zum Thema “Social Media und die Bürgergesellschaft – wie können gemeinnützige Organisationen vom Mitmach-Internet profitieren? “ .

Eine meiner Thesen darin lautet, dass das Projekt ‘Bürgergesellschaft’, das gegenüber Markt und Staat derzeit noch ein Nischendasein fristet, auch im Internet noch nicht richtig angekommen ist. Zwar gibt es eine aktive Szene aus den Bereichen Social Entrepreneurship, Umwelt, Globalisierung und Entwicklungshilfe, die das Internet gezielt für die eigenen Zwecke nutzt. Aber es fehlt ein breiter Diskurs im Netz über das Thema ‘Bürgergesellschaft’, in den der Mainstream eingebunden ist, – also die etablierten Nonprofit-Organisationen, weite Teile der Bevölkerung, die Wissenschaft, Stiftungen, Parteien usw.

Noch fehlen viele Nonprofit-Stimmen in der Blogosphäre; es fehlen öffentliche Wikis, die das Wissen über Theorie und Praxis der Bürgergesellschaft sammeln und allen zugänglich machen; es fehlen Foren, die zur Diskussion zwischen Nonprofits und Bürgern einladen. Besonders wichtig halte ich den Austausch über Organisationsgrenzen hinweg . Den Diskussionen innerhalb der unterschiedlichen Systeme fehlt nämlich etwas ganz Wichtiges: die Perspektive der anderen Seite.

Die Herausforderung des Projekts ‘Bürgergesellschaft’ liegt aber gerade darin, dass hier Organisationen und Individuen mit unterschiedlichen Interessen, Denkweisen, Botschaften und Zielen aufeinander treffen und kooperieren sollen . Dies stellt alle Beteiligten vor die Frage, wie man mit konkurrierenden Interessen und Weltbildern und möglichen Machtverlusten umgehen soll. Noch sind speziell die etablierten staatlichen und politischen Institutionen nicht gewillt, Macht zugunsten einer stärkeren Partizipation von Bürgern abzugeben, sondern sie sehen das bürgerschaftliche Engagement als Lückenfüller dort, wo die öffentlichen Mittel nicht ausreichen. Auch Nonprofit-Organisationen müssen sich selbstkritisch fragen, wie ernst sie die Mitsprachemöglichkeiten ihrer Stakeholder nehmen.

Die Diskussion über Theorie und Praxis der Bürgergesellschaft sollte den Einflussfaktor ‘Macht’ generell stärker berücksichtigen: weil Machtpotentiale umverteilt werden, ist das Thema Bürgergesellschaft ein sehr schwieriges. Sonntagsreden, symbolische Politik und das x-te Modellprojekt gibt es hier zur Genüge. Anders sieht die Sachlage aus, wenn man zum Kern des Projekts ‘Bürgergesellschaft’ vordringt. Und der liegt bezogen auf den Nonprofit-Sektor z.B. darin, dass darüber geredet werden muss, wie Professionelle und ehrenamtliche Helfer zusammenarbeiten sollen. Jeder, der schon ehrenamtlich tätig war, kennt Situationen, in denen die Expertise der Profis und die Gestaltungsansprüche der freiwilligen Helfer aufeinanderprallen. Und jeder Ehrenamtliche kennt das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit, wenn ‘die Organisation’ wieder einen Vorschlag aus fachlichen Gründen zurückgewiesen hat.

Über diese Friktionen muss man reden. Sie sind ganz natürlich und können nicht ausbleiben, wenn man davon ausgeht, dass Menschen und Organisationen aus einer ganz unterschiedlichen Perspektive heraus die Welt sehen und entsprechend unterschiedlich auch ihre Lösungsvorschläge ausfallen. Das Wissen darüber, wie diese Interessen- und Zielkollisionen kooperativ gelöst werden können und wie aus Verteilungskonflikten ‘Deals’ werden, ist noch kein Allgemeingut im zivilgesellschaftlichen Sektor. Hier müssen alle Akteure, die für die Bürgergesellschaft aktiv sind, gemeinsam nach den besten Wegen suchen und das so generierte Wissen der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Social Media bzw. das neue Mitmach-Internet hilft, die Diskussion zwischen Bürgern und Organisationen über die Chancen der Zivilgesellschaft voranzutreiben. Social Media bieten die technischen Mittel, die notwendig sind, damit Menschen sich online vernetzen und austauschen können. Sie ermöglichen gemeinsames Lernen und Handeln. Social Media können aus meiner Sicht dem Projekt Bürgergesellschaft zum Durchbruch verhelfen. Aber sie liefern nur die Technik, – den Willen zur Kooperation müssen die Beteiligten selbst mit bringen.

Zum Abschluss noch vier Anmerkungen:

  • Es ist ein gutes Buch zum Thema Bürgergesellschaft erschienen, das ich allen Interessierten empfehle:
    Bode, Ingo/Evers, Adalbert/ Klein, Ansgar (Hrsg.) (2009): Bürgergesellschaft als Projekt, VS Verlag .
  • Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement hat eine sehr informative Webseite (b-b-e.de ) mit Tipps für die bürgerschaftliche Arbeit. Es ist eine gute Ressource für alle Interessierten, wenngleich die Seite keine interaktiven Elemente bietet. Auch der Newsletter informiert über wichtige Neuigkeiten im Bereich der Engagamentpolitik.
  • Im Frühjahr soll das interaktive Portal engagiert-in-deutschland.de starten. Wie das Portal aussehen wird, beschreiben Kummerow/Deppe . Vielleicht wird dieses Portal der Debatte über die Zivilgesellschaft einen neuen Schub verleihen.
  • Die große Bedeutung von Social Media für den Ausbau der Zivilgesellschaft wird in den USA (und in Großbritannien) schon deutlicher gesehen als bei uns: im ersten Blogeintrag des neuen White House Blog heißt es im Hinblick auf die Obama-Administration: “Citizen participation will be a priority for the Administration, and the internet will play an important role in that “.

Web 2.0 und das Zögern gemeinnütziger Organisationen

Von Ole Seidenberg, dem SocialBlogger , kommt die Frage für die dritte Runde der Nonprofit-Blogparade:
“Welche Kehrseiten des Web 2.0-Hypes gilt es zu beachten, insbesondere für den Nonprofit-Sektor?”

In meiner Antwort will ich untersuchen, welche “Kehrseiten” (oder nennen wir es lieber “Herausforderungen”) des Netzes von Organisationen als besonders irritierend wahrgenommen werden.

Dazu die erste Feststellung: das Internet ist ein neuer öffentlicher Raum. Und wie alle öffentlichen Räume birgt es Gefahren und Chancen. Die Gefahren gehen von destruktiven Nutzern, staatlichen Überwachungs- und Kontrollversuchen, mangelhafter Datensicherheit, rufschädigenden Inhalten usw. aus. Die Chancen des Internets liegen in der Vernetzung mit anderen Nutzern und im Gewinn von Ressourcen wie Ideen, Unterstützung und finanziellen Mitteln usw.

Was Menschen und Organisationen vor dem digitalen öffentlichen Raum zurückschrecken lässt und Ängste hervorruft, ist folgendes:

Der Verlust an Intimität. Wer öffentlich im Internet agiert, erreicht potentiell Tausende von Nutzern, wildfremde Menschen in fremden Städten, fremden Ländern. Dies produziert Ängste, weil man den vergleichsweise kleinen geschützten Raum verlässt, in dem man bisher agierte. Dieses Überschreiten der Grenze zwischen innen und außen, zwischen Vertrautem und Fremdem fällt auch traditionellen Nonprofit-Organisationen schwer, die sich bisher hauptsächlich in ihrem angestammten Milieu bewegten, sei es kirchlich, gewerkschaftlich, oder ökologisch orientiert.

Das Sichtbarwerden von Beziehungen . Während in der realen Welt die Beziehungsstrukturen zwischen Menschen und Organisationen für den Einzelnen nicht transparent sind – er hat hier nur einen begrenzten Überblick- werden im Internet Beziehungsstrukturen erheblich durchsichtiger. Man erkennt leichter, wer mit welcher Organisation verbunden ist (also zweiseitige Verhältnisse) und auch die Verbindungen der Nutzer untereinander. Die Sichtbarkeit von Beziehungen lässt Vergleiche zwischen den Netzwerken von gemeinnützigen Organisationen zu. Und damit auch Vergleiche über die Integrations-, Akquise- und Zukunftsfähigkeit eines gemeinnützigen Trägers.

Die Angst vor dem Fremden. Während man im eigenen Umfeld die Menschen und ihre Reaktionen im allgemeinen ganz gut einschätzen kann, verliert man diese Sicherheit im Umgang, sobald fremde Menschen aus fremden Milieus auftreten. Dann überkommt viele die Angst vor einer vermeintlich feindlichen Umwelt und es wächst die WIR/UND DIE ANDEREN-Haltung. Die Angst vor dem Fremden existiert auch in Nonprofit-Organisationen, die befürchten, dass fremde Milieus und Botschaften ihre Identität bedrohen könnten.

Die öffentliche Kritik. Mit Kritikern hat man als Individuum und Organisation immer zu tun. Es ist allerdings ein Unterschied, ob diese Kritik in einem zahlenmässig begrenzten Raum oder im Internet vorgetragen wird. Im ersten Fall erfährt von dieser Kritik vielleicht eine Mitgliederversammlung mit 50 Personen. Im zweiten Fall ein Nutzerkreis, der in die Tausende gehen kann und der die Kritik auch selbst noch weiterverbreitet. Eine Organisation braucht Selbstvertrauen und ein gewisses Mass an Coolness, um sich dieser Kritik bewusst auszusetzen. Wer allerdings glaubt, er könne der Kritik entgehen, wenn er offline bleibt, täuscht sich. Die Nutzer reden so oder so im Netz über einen selbst.

Die Folgen für die Organisation . Wer sich für Social Media entscheidet und einen langfristigen Dialog mit den eigenen Stakeholdern aufbauen möchte, muss deren Fragen und Anregungen ernst nehmen. Man kann nicht pauschal Dinge ablehnen, sondern muss diskussionsbereit bleiben und Gründe für die eigene Haltung nennen, die wiederum von den Nutzern hinterfragt werden wird. So ergibt sich eine Machtverschiebung hin zu den Nutzern: während in der Vergangenheit die Nonprofit-Organisation mit ihren Publikationsmöglichkeiten die Rolle des Senders innehatte und die Adressaten die Rolle des Empfängers, können Stakeholder mit Hilfe von Social Media ihre Standpunkte sehr leicht selbst veröffentlichen. Und müssen dementsprechend ernst genommen werden.

Gerald Czech vom Redcross Sociologist-Blog weist auf einen weiteren Aspekt hin, der gemeinnützige Organisationen vor dem Internet zögern lässt: nämlich auf die Tatsache, dass Teile der Klientel von Nonprofit-Organisationen im Sozialbereich gar nicht im Netz vertreten sind. Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen, geringem Haushaltseinkommen, Menschen über 70 Jahre und speziell viele Menschen in Ostdeutschland zählen zu den Offlinern. Auch Frauen sind nicht so häufig online wie Männer (vgl. (N)ONLINER-Atlas 2008 ).

Es existiert ein digitaler Graben in Deutschland, aber die Schlussfolgerung daraus darf nicht heißen, dass gemeinnützige Organisationen auf den Einsatz von Social Media verzichten sollten. Im Gegenteil: eine ihrer Aufgaben müsste nun sein, ihre Klientel für das Internet fit zu machen. Weil es dafür aller Wahrscheinlichkeit keine ausreichenden öffentlichen Mittel gibt, müssen Nonprofits daran gehen, für diese Aufgabe verstärkt Ehrenamtliche zu rekrutieren. Es geht also um eine Ausweitung des Aufgabenkatalogs für Nonprofits über soziale Dienstleistungen hinaus. Und zwar in Richtung eines Empowerments von Klienten, die in die Lage versetzt werden müssen, an der neuen digitalen res publica teilzunehmen.

Selbstverständlich lastet diese Verantwortung nicht allein auf den Schultern der freien Wohlfahrtspflege, sondern primär auf dem Bildungssystem. Aber auch die freie Wohlfahrtspflege ist als Akteur gefragt, weil sie in Kontakt mit Menschen kommt, die zu anderen gesellschaftlichen Systemen häufig keinen Zugang mehr haben.

Zu diesem Zweck könnten Nonprofits im Sozialsektor eine gemeinsame Plattform ähnlich wie Codekindness.org schaffen, die freiwillige IT-Helfer rekrutiert oder in bestehenden Freiwilligenbörsen die IT-Schulung für Klienten mitaufnehmen. Übrigens kann auf diesem Weg auch nach IT-Unterstützung für Nonprofits selbst gesucht werden, zumindest für kleine Organisationen und Initiativen , die sich einen gewerblichen Dienstleister nicht leisten können.

Fazit: es gibt für Nonprofits trotz aller “Kehrseiten”, die das Netz bietet, keinen Weg zurück in eine internetlose Zeit, sondern nur den Weg voran, den sie gemeinsam mit ihren Stakeholdern gehen sollten. Oder wie Li/Bernoff es formulieren: “You cannot ignore this trend. You cannot sit this one out (…) You may go a little slower or a little faster, but you have to move forward ” (2008, 75 ).