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Die Bereitschaft zum Zuhören oder Wann verhalten sich Organisationen responsiv?

Netzwerke und Partnerschaften leben vom Dialog. Wer nur die eigene Botschaft verbreitet und sich nicht auf die Sichtweise und Vorschläge des Anderen einlässt, wird in Kooperationsprozessen keinen langfristigen Erfolg haben. Die Gefahr, dass sich Partner frustriert abwenden, weil sie sich übergangen und überhört fühlen, ist zu groß.

Dies gilt auch dann, wenn man Beziehungen über das Internet aufbauen und pflegen möchte. Kern einer jeden Social Media Strategie muss das Zuhören sein und die Bereitschaft, in einen Dialog einzutreten. Wer im Internet nur Informationen sendet, aber keinen Dialog führt, nutzt die Potentiale des Mediums nicht adäquat bzw. transportiert seine traditionellen Kommunikationsformen in ein Umfeld, das eigentlich andere Chancen böte. Im Kulturmanagement-Blog weist C. Henner-Fehr auf die Grenzen hin, die monologischen Kommunikationsstrategien innewohnen, die auf das Senden hin ausgerichtet sind und dies durch Aggregationstechniken noch verstärken.

Wann verhalten sich Organisationen responsiv, – wann sind sie bereit, ihren Stakeholdern zuzuhören und ihnen zu antworten?

Die Studie von Thomas A. Bryer (2009) (abstract hier ) untersucht dies anhand von zwei empirischen Fällen in Los Angeles, in denen jeweils eine städtische Behörde mit bürgerschaftlichen Gremien, sogenannten Neighbourhood Councils , zusammenarbeitet. Diese Neighbourhood Councils – eine Art ‘Runde Tische’ – wurden gegründet, um die Kommunikation zwischen der Verwaltung , dem Stadtrat und der Bürgerschaft zu verbessern und um Bürgern mehr Mitsprachemöglichkeiten zu verschaffen. Die Neighbourhood Councils sollen Rat und Verwaltung bei der Entscheidungsfindung unterstützen und die städtische Politik aus der Einwohnerperspektive heraus kommentieren.

Mit der Schaffung entsprechender bürgerschaftlicher Gremien ist immer die Hoffnung verbunden, dass die Einwohner einer Gemeinde auf diese Weise mehr Gehör gegenüber Politik und Verwaltung erlangen. Aber diese Hoffnung erfüllt sich nicht automatisch, denn die Verwaltungen reagieren ganz unterschiedlich offen auf die Partizipationswünsche der Bevölkerung. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Selbstbild der Behörde und ihre Wahrnehmung der bürgerschaftlichen Seite entscheidend dafür ist, wie responsiv sie sich verhält.

Wenn einer Behörde die interaktive, auf einen Dialog hin ausgerichtete Perspektive fehlt, wenn sie ihren eigenen Status als Experte betont und bürgerschaftliche Mitsprache als ‘Angriff’ auf die Neutralität und inhaltliche Überlegenheit des Amtes sieht, dann kann keine Partnerschaft zwischen der kommunalen Organisation und den bürgerschaftlichen Gremien aufgebaut werden. Letztere werden in diesem Fall lediglich als mögliche Multiplikatoren der Verwaltungsposition gesehen und nicht als wertvolle Ideengeber, die ihr Quartier und ihre Bedarfe am besten kennen.

Die Thesen, die Bryer aufgrund der empirischen Ergebnisse aufstellt, kann man als Richtschnur nehmen, wenn es darum geht, die Responsivität von Organisationen gegenüber ihren Stakeholdern zu bestimmen. Danach verhalten sich Organisationen – offline oder im Internet – umso aufnahmebereiter gegenüber den (Bürger-)Stakeholdern, je stärker sie

  • an langfristigen Beziehungen zu den Stakeholdern interessiert sind
  • den Stakeholdern vertrauen. Damit verbunden ist auch der Respekt für die Dialogpartner
  • Ziele mit den Stakeholdern teilen
  • von den Stakeholdern lernen wollen
  • bereit sind, Entscheidungen bottom-up zu treffen
  • und sie den strategischen Nutzen der Partnerschaften mit den Stakeholdern sehen

(vgl. Bryer 2009, 277).

Diese Voraussetzungen für Responsivität sollten gegeben sein, wenn Organisationen – zum Beispiel Nonprofits – den Schritt ins Internet machen. Wer mit einer monologischen Haltung ins Netz geht, wird vielleicht nicht scheitern, aber den Mehrwert des Internets nicht ausschöpfen können.

Meines Erachtens wird es zukünftig für jene Organisationen schwierig werden, die angesichts der Komplexität der Problemlagen noch glauben, auf die Anregungen der Stakeholder – seien es Bürger, Klienten, Angehörige Kunden usw. – verzichten zu können. Dialog und Partizipation sind anstrengend und erhöhen die Komplexität der Entscheidungsfindung. Aber sie erweitern den Horizont von Organisationen, können die Programmumsetzung verbessern und verschaffen einer Organisation neue Ressourcen und eine stärkere gesellschaftliche Integration.

Über die “Denkschrift Bürgergesellschaft, Berlin 2009”: – welcher Weg soll eingeschlagen werden?

Nachdem in den USA seit März eine Deklaration kursiert, die ein neues Verhältnis zwischen Staat und Drittem Sektor anstrebt, liegt nun auch in Deutschland eine Denkschrift zur Zivilgesellschaft vor.

Sie trägt den Titel: "In eigener Regie! Plädoyer für eine bessere (Selbst-)Steuerungs- und Leistungsfähigkeit der Bürgergesellschaft" und ist in Berlin im Newsletter Nr. 9 des Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement erschienen. Die Autoren sind Holger Backhaus-Maul, Stefan Nährlich und Rudolf Speth, die alle mit dem Verein Aktive Bürgerschaft verbunden sind. Angesichts der Bundestagswahl ist der Zeitpunkt günstig, um eine Diskussion über das Projekt Bürgergesellschaft anzustoßen und sich für eine Neujustierung des Verhältnisses zwischen Staat und Nonprofits einzusetzen.

Die Denkschrift lädt zum Dialog ein und hofft auf Unterstützer, die das Papier unterschreiben.

Die Autoren schlagen folgendes vor:

  • "Die Bedeutung, Autonomie und Förderung bürgerschaftlichen Engagements im Grundgesetz zu verankern
  • die staaliche Finanzierung bürgerschaftlichen Engagements von parteipolitischer und verwaltungsbürokratischer Einflussnahme dauerhaft zu befreien
  • die Steuerung der Bürgergesellschaft in Form einer Selbstverwaltung zu institutionalisieren" (S.3).

Die öffentlichen Gelder für bürgerschaftliches Engagement sollen in einen zu bildenden "Fonds Bürgergesellschaft" eingebracht und von einer unabhängigen Vergabekomission (ohne die Beteiligung von Parteien, Verwaltung oder Nonprofits selbst) an die zivilgesellschaftlichen Akteure verteilt werden.

Ein Sachverständigenrat soll die Arbeit der Vergabekommission begleiten. Diese muss den Empfehlungen des Rates aber nicht folgen.

Noch zu gründende Agenturen sollen die Evaluation, das Rating- und Benchmarking des Dritten Sektors vorantreiben. Die Agenturen sollen Regelungen aufstellen, die die Leistungsfähigkeit des Dritten Sektors steigern können. Der Staat selbst soll dann die Einhaltung dieser Vorschriften überwachen.

Darüber hinaus fordert die Denkschrift die Einführung einer gesetzlichen Publizitätspflicht für gemeinnützige Organisationen und die Qualifizierung von Freiwilligen, die ein Ehrenamt in Vereinsorganen inne haben.

Die Kernthese der Denkschrift lautet: "Der Schlüssel zum Erfolg der Bürgergesellschaft liegt (..) in deren eigener Steuerungs- und Leistungsfähigkeit" (S. 4). Dies bedeutet nichts anderes, als dass die Verbindungen zum bisher steuernden politisch-administrativen System reduziert werden sollen und man sich durch diese Entpolitisierung sowohl der Zivilgesellschaft als auch der sie steuernden Verfahren eine bessere (Weiter)Entwicklung des Dritten Sektors erhofft.

Diese Vorschläge überraschen. Während der Dritte Sektor im anglo-amerikanischen Bereich dezidiert eine stärkere politische Teilhabe einfordert (in den USA wird gerade darum gekämpft, in Großbritannien sind Nonprofit-Belange auf höchster politischer Ebene institutionalisiert, s. hier ), wird in der Denkschrift ein anderer Weg vorgeschlagen, der eher zur hiesigen politischen Tradition passt: nämlich ein "Ausstieg" aus dem politischen Kontext hin zu einer Versachlichung der Themen und der Förderung der Zivilgesellschaft.

Die empfohlene Entpolitisierung kommt in der geplanten "unabhängigen Kommission" (ist überhaupt irgend jemand unabhängig im Sinne von wertneutral?) zum Ausdruck und in den Hoffnungen, die mit der verstärkten Evaluierung von Nonprofits verbunden sind. Zahlen, Kennziffern, Rankings etc. suggerieren Sachlichkeit und Neutralität.

Aber diese Neutralität und angestrebte Politikferne sind eine Fiktion: wir müssen anerkennen und akzeptieren, dass alle Entscheidungen, die im Bereich der Zivilgesellschaft gefällt werden, einen politischen Charakter tragen. Wir können die Zivilgesellschaft nicht aus ihrem politischen Kontext herauslösen und Objektivität anstreben, wo es keine geben kann, weil ziviles Engagement und gemeinnützige Organisationen immer mit Werten verbunden sind.

Der Vorschlag der Autoren bedeutet einen Rückzug der Zivilgesellschaft aus dem gemeinsamen politischen und öffentlichen Kontext. Die Rolle des Staates soll die eines "Nachtwächters" sein, der die von der Zivilgesellschaft entwickelten Standards überwacht, sie finanziert (über eine Mittlerinstitution) und sich ansonsten in "respektvoller Zurückhaltung gegenüber der Bürgergesellschaft" übt (S. 11).

Allein aus demokratietheoretischen Überlegungen heraus finde ich diese Vision prekär: denn es sollte schon Aufgabe der Parlamente sein, die Mittel an die Zivilgesellschaft zu vergeben und nicht die Aufgabe einer – wie auch immer neutral besetzten – Vergabekommission. Wir brauchen keinen Rückzug der Zivilgesellschaft aus dem politischen Kontext, sondern wir brauchen – im Gegenteil – eine viel stärkere Expansion zivilgesellschaftlicher Belange in den politischen Raum.

Sicher, die Autoren haben recht: das politisch-administrative System nimmt massiv Einfluß auf den zivilgesellschaftlichen Bereich und gängelt hier sehr häufig die Akteure.

Aber die Schuld an dieser Situation tragen nicht Staat und Politik allein. In einer Beziehung sind immer beide Seiten für den Status quo verantwortlich. So dass ganz klar konstatiert werden muss: die Stärke des Staates ist nur möglich aufgrund der Schwäche des Dritten Sektors . Hier haben es die Akteure bis heute nicht geschafft, ihre Machtpotentiale und damit ihre Handlungs- und Gestaltungsspielräume gegenüber dem Staat und der Politik zu nutzen. Das Versagen liegt also nicht auf Seiten des Staates, der sich einmischt (denn jeder nutzt gerne die eigenen Machtpotentiale…) sondern das Versagen liegt auf Seiten des Nonprofit-Sektors bzw. der Zivilgesellschaft, die sich nicht wehrt und in Verhandlungen ihre Kompetenzen nicht effektiv genug in die Waagschale wirft.

Im Unterschied zu der vorliegenden Denkschrift sehe ich den Schlüssel zum Erfolg der Bürgergesellschaft nicht in deren Steuerungs- und Leistungsfähigkeit, die auf das eigene System bezogen ist. Ich sehe den Schlüssel zum Erfolg der Bürgergesellschaft vielmehr in deren Kompetenz, über (System)Grenzen hinweg mit anderen Akteuren (Organisationen/Individuen) zu kooperieren .

In dieser Fähigkeit zur Kooperation über (systemische, organisationale, ideologische etc..) Grenzen hinweg liegt die Zukunft des Nonprofit-Sektors bzw. der Zivilgesellschaft. Es geht nicht darum, autopoietische Systeme zu schaffen, die sich selbst steuern – was die Denkschrift anstrebt – , sondern darum, die Systeme (Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft) zu befähigen, miteinander zu kooperieren und Kompromisse einzugehen.

Speziell die kommunale Ebene bietet sich als idealer Lernort an, weil hier Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf engem Raum aufeinander treffen und miteinander umgehen (müssen). Auch Social Media bzw. die neuen Möglichkeiten des Internets können genutzt werden, um über Grenzen hinweg den anderen kennen zu lernen und miteinander ins Gespräch oder in Verhandlungen zu kommen.

Eine Konzentration der Zivilgesellschaft auf sich selbst ist nicht wünschenswert. Wer weiter wachsen und sich entwickeln will muss sich dem Anderen zuwenden, – und das heißt in diesem Fall, auch dem politischen und administrativen System.

Die zukünftige Rolle von Nonprofit-Organisationen auf kommunaler Ebene

Welche Rolle werden Nonprofits in Zukunft auf kommunaler Ebene spielen? Werden Sie angesichts der Zunahme von individuellen Fundraising- und Hilfsaktionen, von Nutzer-Kampagnen und selbstorganisierten Hilfen an Bedeutung verlieren oder warten neue Aufgaben auf gemeinnützige Organisationen?

Sicher ist, dass Nonprofits – und hier speziell die verbandliche Wohlfahrtspflege- in ihrer Rolle als soziale Dienstleister an Grenzen stoßen. Einerseits wird der der Autonomieanspruch professioneller Mitarbeiter von den Partizipationswünschen der freiwilligen Helfer und Klienten zunehmend herausgefordert. Andererseits bedrohen Bürokratisierung und Verbetriebswirtschaftlichung die Identität der sozialen Dienste. Weil sich Nonprofits auf ihre Rolle als Produzenten konzentrierten, haben sie ihre Integrationsfunktion (über das eigene Milieu hinaus) und ihre sozialanwaltschaftliche Funktion vernachlässigt. Was auf Bundes-, Landes- oder auf kommunaler Ebene an Interessenvertretung für die eigene Klientel unternommen wird, ist nicht effektiv genug und reicht nicht aus. Weil der Staat sich zunehmend aus den traditionellen Verhandlungssystemen mit der freien Wohlfahrtspflege zurückzieht, schrumpfen die Möglichkeiten für Nonprofits, Einfluß auf staatliche Institutionen zu nehmen.

Wie kann sich die freie Wohlfahrtspflege aus dieser Defensivposition befreien? Nur indem sie sich auf ihre Wurzeln besinnt, die im gesellschaftlichen Sektor liegen. Es wird also für Nonprofits darum gehen, sich auf kommunaler Ebene neu zu positionieren. Und zwar als Dienstleister mit den folgenden Aufgaben:

  • sich mit der (örtlichen) Bürgerschaft und Nonprofit-Szene zu vernetzen
  • Menschen in gemeinnützigen Einrichtungen Partizipationschancen zu bieten (Stichwort: Koproduktion )
  • sich an kommunalen Entscheidungen zu beteiligen
  • an der Umsetzung kommunaler Programme mitzuwirken
  • als enabling nonprofit Menschen bei der Wahrnehmung ihrer sozialen und politischen Bürgerrechte zu unterstützen.
  • Die Möglichkeiten des Internets bzw. von Social Media für die Vernetzungs-, Partizipations- und Integrationsaufgaben zu nutzen

Das Verhältnis zwischen gemeinnützigen Organisationen und der Kommune wird zukünftig mehrere Facetten haben. Einerseits werden Nonprofits als Dienstleister mit der Kommune kooperieren. Andererseits werden sie dort, wo ihre Interessenvertretungsfunktion tangiert ist, im Zweifel auch auf Konfrontationskurs zur örtlichen Verwaltung gehen. Es wird also von Nonprofits ein Mix aus "Insider"- Strategien (die auf Kooperation abzielen) und aus "Outsider"-Strategien (die im Widerspruch zum Kurs der Kommune liegen) praktiziert werden. Outsider-Strategien können notwendig werden, um die Funktionen und die Legitimität von Nonprofit-Organisationen langfristig zu erhalten. Es kann niemand Interesse daran haben, dass gemeinnützige Organisationen ihre intermediäre Rolle zwischen Staat und Gesellschaft verlieren, weil sie gegenüber ihren Stakeholdern an Glaubwürdigkeit einbüßen.

Die Kommunen ihrerseits sollten die Bedeutung starker Nonprofit-Organisationen für die örtliche Zivilgesellschaft anerkennen. Ihre Aufgabe wird darin bestehen, gemeinnützige Organisationen in ihrer neuen Rolle zu unterstützen und die Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, die notwendig ist, um die Zivilgesellschaft weiterzuentwickeln. Dazu muss die Kommune Abschied nehmen vom Leitbild der autonomen Verwaltung, deren Professionalität und Expertise keine Beteiligung von außen duldet und die Zivilgesellschaft als Lückenbüßer begreift, auf den man zurückkommt, wenn es nicht anders geht.

Unabhängig von dem hier beschriebenen Zukunftsentwurf – wie sehen Kommunen und Wohlfahrtspflege selbst ihre gemeinsame Zukunft auf örtlicher Ebene und die Weiterentwicklung der Zivilgesellschaft?

Dazu liegen seit Januar die Eckpunkte des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge zum bürgerschaftlichen Engagement vor. Der Deutsche Verein ist ein Zusammenschluss der öffentlichen Träger der Sozialarbeit – insbesondere der Kommunen – mit den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege.

Das Papier des Deutschen Vereins über das soziale Engagement im Gemeinwesen konzentriert sich auf die Rolle des einzelnen Bürgers. Die zivilgesellschaftlichen Organisationen stehen im Hintergrund (obwohl die Wohlfahrtsverbände an dem Papier mitwirkten…). Die sozialanwaltschaftliche Rolle der freien Wohlfahrtspflege wird an einer Stelle erwähnt, ebenso ihre Bedeutung für die Demokratie aufgrund ihrer integrativen Funktion. Aber diese beiden Punkte werden nicht mehr weiter ausgeführt.

Weil bürgerschaftlich Engagierte die Qualität sozialer Dienste erhöhen können, appelliert das Papier an die Einrichtungen und die professionellen Mitarbeiter, freiwillige Helfer stärker einzubeziehen. Gefordert wird konkret eine "hinreichende Beteiligungskultur" in den sozialen Diensten. Auch die Beteiligung der Bürger an kommunalen Entscheidungen soll gestärkt werden. Allerdings nicht zu Lasten der repräsentativen Demokratie.

Die politische Dimension des bürgerschaftlichen Engagements (auch im Sozialwesen) wird in dem Papier nicht näher beleuchtet. Gewürdigt wird die Rolle der Bürger als Koproduzenten sozialer Leistungen, aber nicht ihre Rolle als Interessenvertreter oder politische Akteure, die Strukturänderungen im Sozialsektor anstoßen könnten. Deshalb wirkt das Papier letztlich nicht ganz vollständig, weil es ausblendet, dass bürgerschaftliches Engagement nicht nur die "politische Kultur bereichert", sondern bestehende Institutionen auch vor große Herausforderungen stellen kann. Oder wie es anderswo formuliert wurde: "The diverse voice which make up a rich and vibrant society cannot be marshalled for the convenience of local or central government" (Unwin 2008 ).

Das Internet spielt in dem Papier übrigens keine Rolle, – von E-Partizipation, E-Government oder sonstigen Chancen, die Social Media für die Bürgergesellschaft bieten, ist hier nicht die Rede.